Was wäre, wenn?
Mit der Wiederentdeckung der Blauen Grotte auf Capri 1826 durch die Maler August Kopisch (1799–1853) und Ernst Fries (1801–1833) wurde Capri rasch zu einem Fluchtpunkt der deutschen Seele. Dem Schriftsteller und Journalisten Ferdinand Gregorovius (1821–1891) schien es eine Generation später „als wäre die wunderbare Grotte deutsches Eigentum und deutsches Symbol. […] Und nun, da die blaue Wunderblume, nämlich die blaue Wundergrotte, denn das war das unbekannte Mysterium, gefunden ist, ward der Zauber gelöst, und kein Lied der Romantiker wird mehr gehört werden in deutschen Landen.“9 Hätte zudem Johann Wolfgang von Goethe seinen Fuß auf die „Zauberinsel“ gesetzt, dann wäre die Attraktivität Capris für die deutsche Mystik gewiss noch vermehrt worden. So aber konnte er dank seines – von ihm literarisch dargestellten – furchtlosen Eingreifens die aufgebrachten Passagiere beschwichtigen und ein besonnenes Handeln der Mannschaft möglich machen. Welches Image hätte es für Capri bedeutet, wäre der Olympier an den Felswänden der Insel zu Tode gekommen!
Dennoch: Goethe hatte im Mai 1787 noch nicht die Hälfte seines langen Lebens hinter sich. Wäre er physisch an Capri zerbrochen, dürfte sein Stellenwert in der Literatur- wie in der Geistesgeschichte gewiss geringer sein. Die Nachwelt hätte wohl weniger Interesse an ihm und seinem geleisteten Werk. Hermann Junkers Mappe wäre vermutlich nicht entstanden. So aber wird dessen künstlerische Darstellungsweise dem Geniekult gerecht, wie er sich in den Jahrzehnten nach Goethes Tod in Deutschland entwickelt hatte.