In der Theaterloge
Eine Frau hat Platz genommen. Gelangweilt blickt sie nach links. Ihre blonde Haartracht ist modernistisch; ihre Kleidung mit Federboa höchst aufwändig. Ihr männlicher Begleiter hat noch nicht Platz genommen. In seinem schwarzen Frack ist er noch nicht vollständig aus dem farbegespachtelten schwarzen Hintergrund des Bildes herausgetreten. Mit seiner Rechten umfasst er das Revers seiner Jacke und blickt argwöhnisch nach links. Ein roter Vorhang und eine goldfarbene Brüstung umschließen die Szene.
Was geschieht da? Augenscheinlich nichts. Der Betrachter des Gemäldes sieht zwar aufwändige Eleganz, doch scheint ein Bezug zwischen Dame und Herr – zwischen Frau und Mann – nicht zu bestehen. Vielleicht aber ist da ein nicht mehr junger Dr. Schön mit Lulu ins Theater gegangen. Sie liebt ihn nicht, braucht aber sein Geld für den Luxus, in dem sie den Sinn ihres Lebens sieht.
Das Äußere ersetzt das Innere. Das Innere ist öde und leer; das Äußere ist nicht mehr als Staffage. Sie hat sich ihm ausgeliefert; er schmückt sich voller Eifersucht mit ihr. Mehr ist da augenscheinlich nicht. Ob die Theatervorstellung, die beide besuchen, die Leere überwinden kann, ist fraglich.