Wir sagen uns Dunkles

Abb. 4. Wir sagen uns Dunkles.
Abb. 4. Wir sagen uns Dunkles.

Der Bildhintergrund ist Grauviolett und gebogen wie die dargestellte Handlung: Eine Gruppe, bestehend aus drei Personen, schlägt wie eine Welle von links unten kommend nach rechts unten, dorthin wo dem Loch in einem Kopf schwarze Scheiben entglitten sind. Die vordere Person der Gruppe ist weiblich. Ihr Körper weist schwarze pflanzliche Ornamente auf, während die hintere der beiden folgenden, offensichtlich männlichen Personen, mit schwarzen Bändern umstrickt ist.

Mit diesem Gemälde hat Manfred Hürlimann einen Text von Paul Celan (1920–1970) bildhaft umgesetzt. Es ist die Zeile „wir sagen uns Dunkles“ aus Celans Gedicht „Corona“, das 1952 in dessen Gedichtband „Mohn und Gedächtnis“ erstmals erschienen ist. Dieser faktische Umstand erleichtert uns die Interpretation des Bildes erheblich. „wir sagen uns Dunkles“ steht unmittelbar vor der sexuellen Vereinigung eines Paares:

Mein Aug steigt hinab zum Geschlecht der Geliebten:
wir sehen uns an,
wir sagen uns Dunkles,
wir lieben einander wie Mohn und Gedächtnis,
wir schlafen wie Wein in den Muscheln,
wie das Meer im Blutstrahl des Mondes.

Manfred Hürlimann hat dieses Sprachbild in eine traumverlorene Woge umgewandelt und dem männlichen Kopf unten rechts die Züge Paul Celans gegeben.