Künstlerkolonien – ein europäisches Phänomen

Künstlerkolonien, im Wesentlichen während der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden, sind ein kunst- und kulturgeschichtliches Phänomen von gesamteuropäischer Dimension. Das Schaffen in Künstlerkolonien beschränkte sich keineswegs auf Malerei und Grafik, sondern konnte neben der bildenden Kunst gesellschaftspolitische Utopien, Literatur, Musik und darstellende Künste umfassen. Worpswede ist ein herausragendes Beispiel für eine Künstlerkolonie.

In den Künstlerkolonien waren hauptsächlich akademisch ausgebildete Maler tätig, die sich vom Akademiebetrieb ebenso wie von der Zivilisation der technisierten Gesellschaft abgewandt hatten und den Großstädten den Rücken kehrten.

In ihrem Glauben an die ewigen Gesetze der Natur gingen diese Künstler auf das Land, um sich dort dem Studium der Natur sowie der unverfälschten Sitten und Gebräuche der Bevölkerung zu widmen und dem Leben eine neue Natürlichkeit zu geben.

Statt mit ihren künstlerischen Mitteln aktiv in das gesellschaftliche Geschehen einzugreifen, entfernten sie sich von der Realität und schufen mittels neuer ästhetischer Kategorien eine Scheinwelt der Reize für den Einzelnen oder gaben ihrer Sehnsucht nach einer heilen Welt Ausdruck.1